Die Lotsin kommt an Bord

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Die Lotsin kommt an Bord

Nautisch-meteorologisch ging es zu beim Einführungsgottesdienst von Pfarrerin Kerstin Neddermeyer in Werste: Von ruhigem Fahrwasser und stürmischer See hörte man in Liedern, Lesung und Predigt. Doch eine neue Steuerfrau ist im „Pastoralen Dienst im Übergang“ in Bad Oeynhausen angekommen. Über ein Jahr wird sie die Gemeinde durch die nötigen Veränderungen lotsen.

„Vertretungspfarrer kennen Sie schon und den Gastdienst“, scherzte Superintendentin Dorothea Goudefroy bei der Einführung der neuen Kollegin im Kirchenkreis. „Und jetzt den Pastoralen Dienst im Übergang. Damit haben Sie den ganzen Reigen der Landeskirche voll.“ Die Kirchengemeinde Volmerdingsen-Werste befindet sich mitten im Veränderungsprozess, und die Pfarrstelle ist noch nicht mit einer klassischen Gemeindepfarrerin oder einem Gemeindepfarrer besetzt worden. 

Pfarrer Helmut Pietsch hatte bis zu seinem Ruhestand die Gemeinde am Südhang des Wiehen über Jahrzehnte zusammen mit den engagierten Ehrenamtlichen geprägt. Seine Verabschiedung im letzten Jahr hinterließ eine Lücke, die nicht einfach gefüllt, sondern neugestaltet werden muss. Im Gottesdienst in der Versöhnungskirche Werste, unterstützt durch den Chor und Posaunenchor unter der Leitung von Evelyn Tober und Stephanie Niederbremer, wurde mit der Einführung von Kerstin Neddermeyer ein wichtiger nächster Schritt auf diesem Weg getan.

Im Pfarrdienst im Übergang übernimmt Pfarrerin Kerstin Neddermeyer als erfahrene Lotsin für Gemeinden in Veränderungsprozessen. Für die zwölf Monate ihres Einsatzes wird sie die Hälfte ihrer Zeit dem normalen Gemeindeleben widmen. Die andere Hälfte gilt der Weiterentwicklung der Gemeinde am Wiehen. Zusammen mit dem Presbyterium und den hauptamtlich und ehrenamtlich Aktiven in der Gemeinde geht es darum, ein neues Selbstverständnis zu entwickeln und auch ihrer eigenen Nachfolgerin oder ihrem Nachfolger den Weg zu bereiten.

Die Expertin für Veränderungen

Die im Tecklenburger Land aufgewachsene 59-jährige Pfarrerin hat in ihrer Karriere vom Gemeindepfarramt bis zum Amt für Missionarische Dienste viele Rollen ausgefüllt. Seit 2017 ist Kerstin Neddermeyer im Pfarrdienst im Übergang von ihrer Herforder Wahlheimat aus in Kirchenkreisen in ganz Westfalen im Einsatz und hat Gemeinden bei Entwicklungsprozessen beraten. Eine Ausbildung als systemische Beraterin unterstützt sie in ihrer Arbeit.

In ihrer Predigt sprach Kerstin Neddermeyer offen die Ängste an, die Menschen in Kirche und Gemeinden umtreiben: Die Angst, dass Kirche nicht mehr sein wird, oder dass vieles anders und manches nicht mehr bleiben wird. Mit den Worten des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt warnte die Pfarrerin davor, sich von der Angst leiten zu lassen: „Wir müssen unsere Angst anschauen.“ Die Lösungen können dabei nicht von oben kommen. Die Landeskirche oder die EKD setzen die Rahmenbedingungen, aber gelebt wird Kirche vor Ort. Nicht nur sei zu fragen, wozu evangelische Gemeinden seien, sondern: „Wozu gerade hier?“

Mit ihrer Art, selbst im sehr gut besuchten Einführungsgottesdienst den einzelnen Zuhörenden in den Blick zu nehmen und direkt anzusprechen, hat sich Kerstin Neddermeyer sofort bei den Menschen ihrer neuen Gemeinde bemerkbar gemacht. Meteorologisch fiel dann auch wieder das Urteil in den Sitzreihen aus: „Ein frischer Wind“.

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