16/03/2025 0 Kommentare
Ein letztes Fest in Heilig-Geist
Ein letztes Fest in Heilig-Geist
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Ein letztes Fest in Heilig-Geist
Zweiundsechzig Jahre lang hat sie der Gemeinde gedient: am 16. März 1963 wurde die Heilig-Geist-Kirche für die junge und wachsende Wicherngemeinde eingeweiht. Am 16. März 2025 wurde die Kirche der heutigen Ev. Emmaus-Kirchengemeinde nun mit ihrer Entwidmung aus dem aktiven Dienst entlassen. Zu diesem Abschied waren die Bänke der großen Hallenkirche voll besetzt.
Viele der Menschen in der Heilig-Geist-Kirche sind in ihrer Lebensgeschichte eng mit der Kirche zwischen Schulstraße und Wichernstraße verbunden, Menschen wie Hans Körtner, der die Grundsteinlegung miterlebt hat und über Jahrzehnte in der Gemeinde aktiv war. Oder Menschen wie Christiane Kemper, die bereits in dritter Generation im Presbyterium der Kirchengemeinde engagiert ist, und Gemeindemanagerin Ulrike Weißflog, hier getauft, konfirmiert, verheiratet und in den vergangenen Wochen mit den Vorbereitungen rund um den letzten Gottesdienst beschäftigt.
Sie und viele andere haben in den letzten Monaten und Jahren um die zukünftige Ausrichtung der Kirchengemeinde und besonders ihrer Gebäude gerungen. Es geht um den manchmal kontrovers diskutierten Weg zu einer neu aufgestellten evangelischen Kirchengemeinde für den Süden Bad Oeynhausens. Es ist eine Gemeinde, die vielleicht nicht mehr wächst wie in den Nachkriegsjahren und nicht mehr denselben Raumbedarf hat, aber dennoch ein aktives kirchliches, gemeindliches und kulturelles Leben hat. Vieles ist noch zu entscheiden, und auch die Nachnutzung der Heilig-Geist-Kirche ist noch nicht beschlossen. Dennoch ist mit dem schweren Entscheid, die Kirche zu entwidmen, ein großer Schritt auf diesem Weg gemacht. Mit ihrer Entwidmung ist die Kirche nicht mehr reguläre Predigtstätte der Emmaus-Gemeinde. Gottesdienste finden von nun an in den anderen Kirchen der Gemeinde statt.
Der Gottesdienst wurde musikalisch vom Kirchenchor und Kirchenmusikdirektor i.R. Martin Winkler an der Orgel sowie Axel Woelke an der Trompete würdevoll, aber auch mit Leichtigkeit und Spielfreude begleitet. Martin Winkler überraschte mit Jehan Alains „Litanies“ von 1937, ein vom Komponisten selbst als Tornado bezeichnetes Werk, das der Steinmann-Orgel ein letztes Mal im Gottesdienst für die Emmaus-Kirchengemeinde alles abverlangte.
In einer Reihe von Rückblicken und persönlichen Statements wurde die Gemeinde mit auf eine Tour durch die Geschichte und Ausstattung der Kirche genommen, denn es gehört zum Ablauf eines Entwidmungsgottesdienstes, dass wichtige Ausstattungsgegenstände gewürdigt und feierlich aus der Kirche herausgetragen werden. Für viele der markanten und künstlerisch anspruchsvollen Objekte ist auch bereits eine neue Heimat gefunden: Der Taufleuchter von Eva Limberg wird nach Rehme gehen; der Weltkugelleuchter auf die Lohe. Die Holzschnitte von Robert Hammerstiel werden die Auferstehungskirche oder das Bonhoeffer-Haus schmücken. Das Abendmahlsgerät wird in der Auferstehungskirche zum Einsatz kommen.

Zusammen mit Superintendentin Dorothea Goudefroy zog dieser kleine Tross aus Mitgliedern des Pfarrteams und des Presbyteriums zum Abschluss des Gottesdienst aus der Kirche, vorneweg das Kreuz für den Jugendgottesdienst und die Prachtbibel, fest gehalten von Behcet Altuntas. Den Abschluss machten die Pfarrer Markus Freitag und Matthias Mengel, die den schweren Weltkugelleuchter zwischen sich trugen. Sie alle werden die Emmaus-Kirchengemeinde an ihren neuen Orten auf ihren weiteren Wegen begleiten, „zum Teil schon bekannte Wege, zum Teil Wege, die noch zu entdecken sind“, wie Superintendentin Dorothea Goudefroy es in ihrer Ansprache ausdrückte.
Der feierliche Moment rührte einige der Gottesdienstbesucher zu Tränen, aber auf sie wartete vor der Kirche eine gelöstere Stimmung im Sonnenschein. Der Architekt der Kirche hatte von Anfang an solche gemeinsamen Feiern im Sinn, und viele der Beteiligten und der Besucherinnen und Besucher sprachen von Festen und Feiern. Erwähnt wurden die Sommerfeste in und um die Kirche und die Parties der evangelischen Jugend im Keller des Wichernhauses, an die sich Christiane Kemper erinnerte. So blieben nach einem letzten gemeinsamen Lied vor der Kirche viele der Teilnehmenden zum Kirchcafé und angeregten Gesprächen im Vorhof. Viele von ihnen äußerten den Wunsch, der schon im Gottesdienst erwähnt wurde: „Auch nach der Entwidmung werden wir das Gemeindefest für dieses Jahr fest in den Blick nehmen.“

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