„ConneKt - herzlich_verbunden“. So heißt eine Idee, die das kirchliche und soziale Leben in Bad Oeynhausen verändern kann: Die Emmaus-Kirchengemeinde soll zur Modellgemeinde werden. In ihr soll sich kulturelle Vielfalt als Selbstverständnis der hier lebenden Menschen entwickeln, und sie kann ein weltoffenes und vielfältiges Bad Oeynhausen voranbringen. Das Konzept überzeugte die Landeskirche von Westfalen, die das Vorhaben mit 150.000 Euro aus dem TeamGeist-Innovationsfond fördert.

Ein „Goldenes Wunder“ konnte die Bad Oeynhausener bei der Förderpreisvergabe in Dortmund erleben: Vor dem gleichnamigen Altar in der Petrikirche konnten die glücklichen Gewinner aus Kirchengemeinde und Kirchenkreis den Förderpreis aus den Händen von Ulf Schlüter, des theologischen Vizepräsidenten der Landeskirche, übernehmen. Mit dabei waren alteingesessene Oeynhausener wie Klaus-Udo Hennings oder Pfarrer Matthias Mengel ebenso wie die Leiterin des Jugendreferats, Katrin Eckelmann, oder Pfarrerin Joy dela Cruz und Sonia Tarrigan, die 10.000 km von ihrer indonesischen Heimat entfernt in der ostwestfälischen Kurstadt ihr Anerkennungsjahr im Jugendreferat macht: eine Truppe, so vielfältig wie die Emmaus-Kirchengemeinde. 

Menschen aus mehr als 70 Nationen arbeiten allein in den Krankenhäusern und Rehakliniken der Kurstadt. Sie und andere Menschen mit internationalen Wurzeln, darunter viele Flüchtlinge der letzten Jahre, haben in der Emmaus-Gemeinde eine neue Heimat gefunden. Und sie haben Kurstadt und Kirchengemeinde ihrerseits vielfältiger gemacht. Mit der Förderung aus dem TeamGeist-Innovationsfond soll diese Vielfalt Teil des Gemeindelebens werden, nicht zusätzlich dazu oder nebenher, sondern fest in der Gemeindekonzeption verankert.

StartUps für die Kirche von morgen

Unter dem Motto „StartUps für die Kirche von morgen“ fördert der TeamGeist-Innovationsfond Projekte wie „ConneKt - Herzlich Verbunden“ in den westfälischen Gemeinden. Insgesamt drei Millionen Euro hat die Landeskirche in die Hand genommen, um spannende neue Ideen zu unterstützen, die Kirche anders erlebbar machen. Innovativ sollen sie sein, die Kirche von morgen schon heute wahrmachen und immer auf den Sozialraum außerhalb der Kirchenmauern ausstrahlen.

Für Sylke Cremer, die zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Jugendreferat und in der Emmaus-Kirchengemeinde die Bewerbung federführend übernommen hat, ist der Fall klar: „Wir sind davon überzeugt, dass es zu dieser Form gemeindlichen Lebens in kultureller Vielfalt keine Alternative gibt, sondern sie als Gestaltungsaufgabe kirchlichen Lebens wahrzunehmen ist.“ So steht es im Förderantrag, und so ist auch Sylke Cremer überzeugt. Seit April ist sie in der Stelle „Internationale Gemeinde - Kirche in Vielfalt“ tätig, aber die Gemeindepädagogin ist bereits seit Jahren eine feste Größe in der interkulturellen Arbeit in und um Bad Oeynhausen.

Eine internationale Erfolgsgeschichte

Die interkulturelle Entwicklung in der jetzigen Emmaus-Kirchengemeinde ruht dabei auf vielen Schultern und geht weit in die Zeit vor dem Zusammenschluss der Gemeinden um die Bad Oeynhausener Innenstadt zurück. Bereits seit 17 Jahren wird der internationale Gottesdienst gefeiert, bei dem besonders Pfarrerin Joy dela Cruz Menschen mit den verschiedensten Lebenswegen zusammenbringt. Aus ihm sind viele weitere Angebote wie das Café Klatsch in Rehme erwachsen. In den letzten sieben Jahren wurde diese Arbeit als Teil des Projektes „Gemeinsam Kirche sein“ gefördert, doch nun soll sie mit der neuen Unterstützung aus dem Projektleben heraus- und in den Gemeindealltag hineinwachsen.

Triebfeder soll ein eigenes Team für „Kulturelle Vielfalt in Kirche und Gesellschaft“ im Presbyterium sein. Hier laufen die verschiedenen Fäden zusammen, denn interkulturelle Entwicklung bleibt Netzwerkarbeit. Alte Kontakte und Aktivitäten werden weitergepflegt und fortentwickelt. So wird der internationale Gottesdienst noch mehr als bisher regulärer Teil des Gottesdienstplans. Und neue Ideen kommen dazu.

Besonderes Augenmerk gilt den Kitas der Oeynhausener Altstadt, in denen Kinder mit Migrationsgeschichte bereits eine Mehrheit bilden. Sie und ihre Familien sollen bewusst eingebunden werden, um neue Gräben zwischen den Bevölkerungsgruppen gar nicht erst entstehen zu lassen, sondern alle an der Bad Oeynhausener Zivilgesellschaft und dem kirchlichen Leben teilhaben zu lassen.

Gleich zwei glückliche Gewinner

Nicht nur die Emmaus-Kirchengemeinde kann sich über Unterstützung aus der Landeskirche freuen. Auch die PopUp-Kirche im Kirchenkreis Vlotho zählt zu den glücklichen Gewinnern von einem der drei Atelierpreise „Tiny TeamGeist“, mit dem der Innovationsfond kleinere, aber nicht weniger innovative Ideen unterstützt. Pfarrerin Gesina Prothmann hatte die Aktionen der PopUp-Kirche, wie den „Segen to Go zum Muttertag“ bei der Bäckerei Karlchens, in Dortmund vorgestellt und freut sich über eine Förderung von 2500 Euro für weitere unerwartete Wege, die Kirche zu den Menschen zu bringen.

Superintendentin Dorothea Goudefroy war mit den Förderpreisgewinnern nach Dortmund gereist. Sie zeigt sich begeistert von den Entwicklungen in den Gemeinden ihres Kirchenkreises und dem großen Echo in der Evangelischen Kirche von Westfalen: „Der Kirchenkreis Vlotho glänzt in der Landeskirche.“